4. Uno Klimabericht 2. Februar 2007 -- "Wir haben keine zweite Chance"

Der von den Uno in Auftrag gegebene vierte Klimabericht fasst die Forschungsergebnisse von 2500 Wissenschaftern aus mehr als 130 Ländern zusammen. Er wurde am 2. Februar in Paris veröffentlicht. 
(c) Foto: REUTERS; Text: SPIEGEL ONLINE & nzz

Steigende Meeresspiegel und Temperaturanstieg befürchtet

Schon vor seiner offiziellen Veröffentlichung im Februar dringen immer mehr Details des neuen Uno-Klimaberichts an die Öffentlichkeit. Offenbar bestätigen diese bisherige Annahmen.Die Autoren des Uno-Klimaberichts sehen es laut Wissenschaftern als 'sehr wahrscheinlich' an, dass der weltweite Temperaturanstieg tatsächlich vom Menschen verursacht wurde.

Meeresspiegel steigen

Demnach ist mit einem deutlichen Anstieg des Meeresspiegels in diesem Jahrtausend zu rechnen. Die Forscher sagen bis zum Jahr 2100 zudem weitere Dürreperioden, schwere Regenfälle und ein fortschreitendes Schmelzen des arktischen Eises sowie von Gletschern voraus.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Zusammenhang zwischen dem Verbrennen fossiler Brennstoffe und der Erderwärmung liege bei über 90 Prozent, heisse es in der vorläufigen Version der Studie. 2001 war die Wahrscheinlichkeit im Uno-Klimabericht mit vergleichsweise niedrigen 66 Prozent angegeben worden.

Es wird wärmer

Da der Abbau von Kohlendioxid viel Zeit brauche, sei zu erwarten, dass die Temperaturen und der Meeresspiegel weitere 1000 Jahre anstiegen, zitierten Wissenschaftler aus dem Dokument. Sechs verschiedene Berechnungen würden in diesem Jahrhundert einen Anstieg des Meeresspiegels von 28 bis 43 Zentimetern vorhersehen. Im 20. Jahrhundert stieg der Meeresspiegel um 17 Zentimeter.

Die Erdtemperatur wird laut dem Dokument um zwei bis 4,5 Grad Celsius steigen. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Erwärmung zuletzt verlangsamt wurde, weil Staub durch Vulkanausbrüche und Luftverschmutzung das Sonnenlicht zurück ins All reflektiert hat.

Der Bericht fasst den Klimawandel in Zahlen:

  • Der Kohlendioxid-Gehalt der Luft ist seit 1750 um 35 Prozent gestiegen - von 280 auf 379 Teilchen pro Million im Jahr 2005. Der heutige Wert ist der größte seit 650.000 Jahren. 78 Prozent der Erhöhung gehen auf die Nutzung fossiler Brennstoffe zurück, 22 Prozent auf die Nutzung von Landflächen, etwa durch Rodungen.
  • Andere wichtige Treibhausgase wie Methan oder Lachgas sind zusammen etwa halb so stark an der Erwärmung beteiligt wie der Anstieg des Kohlendioxids. Die Konzentration von Methan und Lachgas hat seit 1750 um 148 bzw. 18 Prozent zugenommen.
  • Die Erwärmung des Klimasystems ist "ohne jeden Zweifel vorhanden". Die globale Oberflächentemperatur ist um 0,74 Grad gestiegen; elf der letzten zwölf Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
  • Die Temperaturzunahme der letzten 50 Jahre ist doppelt so hoch wie die der letzten 100 Jahre.
  • Die Arktis hat sich doppelt so stark erwärmt wie im globalen Mittel.
  • Die Häufigkeit heftiger Niederschläge hat zugenommen.
  • Klima-Rekonstruktionen besagen, dass die Temperaturen der vergangenen 50 Jahre sehr wahrscheinlich höher waren als jemals zuvor in den vergangenen 1300 Jahren.
  • Die schneebedeckte Fläche hat seit 1980 um etwa 5 Prozent abgenommen.
  • Die Gletscher schmelzen weltweit und lassen die Weltmeere derzeit um 0,8 Millimeter pro Jahr zusätzlich steigen.
  • Das Meereis in der Arktis ist seit 1978 im Jahresmittel um acht Prozent zurückgegangen und im Sommer um 22 Prozent. In der Antarktis ist dagegen kein Rückgang zu beobachten.
  • Neben dem Meereis geht auch das Festlandeis in Grönland und der Antarktis zurück: Die Schmelze und Gletscherabbrüche und tragen 0,4 Millimeter pro Jahr zum Meeresspiegelanstieg bei.
  • Die Temperaturen in den oberen Schichten des Permafrostsbodens sind seit 1980 um drei Grad gestiegen, die Fläche des saisonal gefrorenen Bodens hat seit 1900 um sieben Prozent abgenommen, im Frühling sogar um 15 Prozent.
  • Die Ozeane sind im globalen Mittel wärmer geworden, bis in Tiefen von 3000 Meter. Diese Erwärmung trägt durch die Ausdehnung des Wassers ebenfalls zum Anstieg des Meeresspiegels bei.
  • Der Meeresspiegel ist seit 1993 durchschnittlich um etwa drei Millimeter pro Jahr gestiegen, im 20. Jahrhundert um 17 Zentimeter. Mehr als die Hälfte davon geht auf die thermische Ausdehnung des Ozeans zurück, etwa 25 Prozent auf das Abschmelzen der Gebirgsgletscher und rund 15 Prozent durch das Abschmelzen der Eisschilde.

Selbst wenn alle CO2-Emissionen sofort gestoppt würden, stiege die Temperatur noch um weitere 0,6 Grad, da das Klimasystem nur sehr träge reagiert, heißt es im IPCC-Bericht. Der Meeresspiegel werde auch dann noch "über viele Jahrhunderte" steigen. Sollte die Erwärmung aber deutlich über drei Grad bis zum Jahr 2100 liegen, würde das Festlandeis Grönlands vollständig abschmelzen - mit wahrscheinlich katastrophalen Folgen für die Küstengebiete der Welt. Das IPCC hat den Report auf seiner Website veröffentlicht. Das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut bietet eine deutschsprachige Zusammenfassung .

Der SPIEGEL hat hier die Ergebnisse nochmals zusammengefasst: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,463865,00.html

Eine duetsche Zusammenfassung des Berichts gibt es von Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut:

Vertrockneter Baum im Outback Australiens: Experten sagen
Horror-Klima voraus.

Land unter auf den deutschen Halligen während der Herbststürme des Jahres 2006: So könnte die Zukunft der großen Urlaubsinseln an Nord- und Ostsee aussehen.

Smog über Bangkok: Die Menschheit stößt zuviele Treibhausgase aus. Kohlendioxid ist nicht das einzige darunter, auch Methan und Lachgas treiben den Klimawandel an.

AP Dürre: Ein Mann läuft in Alcona (Ostspanien) mit seinem Hund über ein ausgetrocknetes Flussbett. Mit der Veröffentlichung des Uno-Klimaberichts rücken die Auswirkungen des Klimawandels ins Blickfeld: Überschwemmungen, Gletscherschmelze, stärkere Stürme, lange Trockenperioden.

New Orleans nach Hurrikan "Katrina" (2005): Klimaforscher haben berechnet, dass die globale Erwärmung zu stärkeren Wirbelstürmen führen wird.



Eine unbequeme Wahrheit

 ... 'An Inconvenient Truth' ist ein Dokumentarfilm von Davis Guggenheim mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten und Präsidentschaftskandidaten Al Gore über die globale Erwärmung (auch bekannt als Klimawandel). Der Film hatte seine Premiere auf dem Sundance Film Festival von 2006. Er erhielt als erster Film seit 10 Jahren einen Special-Humanitas-Preis für seine besonders gelungene Botschaft an die Menschheit.

Gore wurde erstmals vom Thema der globalen Erwärmung fasziniert, als er einen Kurs bei Prof. Roger Revelle an der Harvard University besuchte. Revelle war der erste Wissenschaftler, der den Kohlenstoffdioxidanteil in der Atmosphäre gemessen hat. Als Gore später in den Kongress gewählt wurde, hat er die ersten Verhandlungen über dieses Thema veranlasst und ist mit Wissenschaftlern und Politikern in Kontakt getreten. Er ist davon überzeugt, dass die unwiderlegbaren Beweise die Gesetzgeber zu Handlungen veranlassen werden; auch wenn dieser Vorgang langsam fortschreiten würde.

Al Gores Buch Wege zum Gleichgewicht (Originaltitel: Earth in the Balance) hat 1992 die New York Times Bestsellerliste erreicht.

Als Vize-Präsident während Clintons Amtsperiode setzte Gore 1993 die Einführung einer Kohlesteuer durch, um die Ausschöpfung der fossilen Brennstoffe einzuschränken und somit den Treibhauseffekt zu reduzieren. 1997 half er bei der Durchsetzung des Kyoto-Protokolls, einer internationalen Vereinbarung mit dem Ziel den Ausstoß an Treibhausgasen zu verringern. Die Vereinigten Staaten haben den Vertrag zwar unterzeichnet, ihn aber nicht ratifiziert. Während seines Wahlkampfs (2000) versprach Gore dem Abkommen im Falle seines Amtsantrittes zuzustimmen. Er hat außerdem die Finanzierung eines Satelliten names Triana unterstützt, der hilft ökologische Probleme zu erkennen und direkte Messungen der Reflexion von Sonnenlicht durchzuführen.

Nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 hat Gore eine alte Diashow überarbeitet und begann eine multimediale Präsentation über globale Erwärmung zu halten. Zum Entstehungszeitpunkt des Films hat er seine Rede ungefähr eintausend Mal gehalten. Die Produzenten Laurie David und Lawrence Bender sahen seine Show in New York, nach der Premiere des Films The Day After Tomorrow. Davon inspiriert trafen sie sich mit Regisseur Davis Guggenheim und dachten über die Möglichkeit nach, Gores Diashow in einen Film umzuwandeln. Guggenheim, der erst skeptisch war, sah die Präsentation selbst und war "überwältigt". Davon überzeugt, dass globale Erwärmung die wichtigste Problematik überhaupt sei, wollte er versuchen daraus einen Film zu schaffen.

Premiere

Der Film wurde am 24. Mai 2006 in New York und Los Angeles erstmalig vorgeführt. Am US-amerikanischen Gedenktag Memorial Day hat er 91.447 $ pro Filmtheater eingespielt, ein Rekord an diesem Tag und der höchste Tagesumsatz, der jemals durch eine Dokumentation erzielt wurde. Bisher hat der Film weltweit insgesamt 37.083.940 $ eingespielt (Stand: 21. November 2006). In Deutschland ist der Film am 12. Oktober 2006 auf die Leinwände gekommen.

http://www.eine-unbequeme-wahrheit.de/

http://www.climatecrisis.net/

 



Unwetter soll keinen mehr überraschen

Im siebten Anlauf hats geklappt: Der neue europäische Wettersatellit MetOp-A (Meteorological Operational satellite) ist heute 19.10.2006 um 18.28 Uhr MESZ an Bord einer Sojus-Trägerrakete ins All geschossen worden.

Er hat 13 Instrumente an Bord, darunter den Infrarotscanner IASI. Dieser soll in bislang nicht bekannter Präzision Daten über Temperaturen und Feuchtigkeit in der Erdatmosphäre liefern. An der Herstellung des Geräts war auch das Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnologie (CSEM) in Neuenburg beteiligt.

Das Grossprojekt MetOp soll ein neues Zeitalter der Wetterforschung einläuten. Denn Metop fliegt 43 Mal näher an der Erde als die geostationären Flugmodelle und umrundet den Planeten in 100 Minuten, während seine Vorgänger etwa vom Typ Meteosat für die Erdumrundung 24 Stunden benötigen.

Das Gemeinschaftsprojekt der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Europäischen Organisation für die Nutzung von meteorologischen Satelliten, Eumetsat, ist auf 14 Jahre angelegt. Es kostet 2,4 Mrd. Euro (rund 3,8 Mrd. Franken) und umfasst insgesamt drei Satelliten. MetOp-B und MetOp-C sollen im Abstand von jeweils fünf Jahren folgen.

Der Satellit sieht aus wie ein grosser goldener Schuhkarton von 17,6 Metern Höhe und 6,6 Metern Länge. Aus seinem Korpus ragen zahlreiche Antennen wie Insektenfühler heraus.



Besseres Wetter durch Satellit

Frankfurt am Main - Meteorologen weltweit fiebern einem Start ins All entgegen: Am Montagabend soll an Bord einer russischen Sojus-Trägerrakete im Weltraumbahnhof Baikonur der europäische Wettersatellit MetOp abheben. Wenn alles gut geht, wird der vier Tonnen schwere Erdtrabant aus einer vergleichsweise niedrigen Umlaufbahn von nur 817 Kilometern Höhe eine wahre "Flut von Daten" an die Erde funken, wie Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärt. Mehr ....

Quelle: Spiegel Online (12.7.2006)

Letzte Aktualisierung am 04.02.2007

           4help - kontakt@4help.ch