Der von den Uno in Auftrag gegebene vierte Klimabericht fasst die
Forschungsergebnisse von 2500 Wissenschaftern aus mehr als 130 Ländern zusammen.
Er wurde am 2. Februar in Paris veröffentlicht. (c)
Foto: REUTERS; Text: SPIEGEL ONLINE & nzz
Steigende Meeresspiegel und Temperaturanstieg befürchtet
Schon vor seiner offiziellen Veröffentlichung im Februar dringen immer mehr
Details des neuen Uno-Klimaberichts an die Öffentlichkeit. Offenbar bestätigen
diese bisherige Annahmen.Die Autoren des Uno-Klimaberichts sehen es laut
Wissenschaftern als 'sehr wahrscheinlich' an, dass der weltweite
Temperaturanstieg tatsächlich vom Menschen verursacht wurde.
Meeresspiegel steigen
Demnach ist mit einem deutlichen Anstieg des Meeresspiegels in diesem
Jahrtausend zu rechnen. Die Forscher sagen bis zum Jahr 2100 zudem weitere
Dürreperioden, schwere Regenfälle und ein fortschreitendes Schmelzen des
arktischen Eises sowie von Gletschern voraus.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Zusammenhang zwischen dem Verbrennen
fossiler Brennstoffe und der Erderwärmung liege bei über 90 Prozent, heisse
es in der vorläufigen Version der Studie. 2001 war die Wahrscheinlichkeit im
Uno-Klimabericht mit vergleichsweise niedrigen 66 Prozent angegeben worden.
Es wird wärmer
Da der Abbau von Kohlendioxid viel Zeit brauche, sei zu erwarten, dass die
Temperaturen und der Meeresspiegel weitere 1000 Jahre anstiegen, zitierten
Wissenschaftler aus dem Dokument. Sechs verschiedene Berechnungen würden in
diesem Jahrhundert einen Anstieg des Meeresspiegels von 28 bis 43 Zentimetern
vorhersehen. Im 20. Jahrhundert stieg der Meeresspiegel um 17 Zentimeter.
Die Erdtemperatur wird laut dem Dokument um zwei bis 4,5 Grad Celsius
steigen. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Erwärmung zuletzt verlangsamt
wurde, weil Staub durch Vulkanausbrüche und Luftverschmutzung das Sonnenlicht
zurück ins All reflektiert hat.
Der Bericht fasst den Klimawandel in Zahlen:
- Der Kohlendioxid-Gehalt der Luft ist seit 1750 um 35 Prozent gestiegen -
von 280 auf 379 Teilchen pro Million im Jahr 2005. Der heutige Wert ist der
größte seit 650.000 Jahren. 78 Prozent der Erhöhung gehen auf die Nutzung
fossiler Brennstoffe zurück, 22 Prozent auf die Nutzung von Landflächen, etwa
durch Rodungen.
- Andere wichtige Treibhausgase wie Methan oder Lachgas sind zusammen etwa
halb so stark an der Erwärmung beteiligt wie der Anstieg des Kohlendioxids.
Die Konzentration von Methan und Lachgas hat seit 1750 um 148 bzw. 18 Prozent
zugenommen.
- Die Erwärmung des Klimasystems ist "ohne jeden Zweifel vorhanden". Die
globale Oberflächentemperatur ist um 0,74 Grad gestiegen; elf der letzten
zwölf Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
- Die Temperaturzunahme der letzten 50 Jahre ist doppelt so hoch wie die der
letzten 100 Jahre.
- Die Arktis hat sich doppelt so stark erwärmt wie im globalen Mittel.
- Die Häufigkeit heftiger Niederschläge hat zugenommen.
- Klima-Rekonstruktionen besagen, dass die Temperaturen der vergangenen 50
Jahre sehr wahrscheinlich höher waren als jemals zuvor in den vergangenen 1300
Jahren.
- Die schneebedeckte Fläche hat seit 1980 um etwa 5 Prozent abgenommen.
- Die Gletscher schmelzen weltweit und lassen die Weltmeere derzeit um 0,8
Millimeter pro Jahr zusätzlich steigen.
- Das Meereis in der Arktis ist seit 1978 im Jahresmittel um acht Prozent
zurückgegangen und im Sommer um 22 Prozent. In der Antarktis ist dagegen kein
Rückgang zu beobachten.
- Neben dem Meereis geht auch das Festlandeis in Grönland und der Antarktis
zurück: Die Schmelze und Gletscherabbrüche und tragen 0,4 Millimeter pro Jahr
zum Meeresspiegelanstieg bei.
- Die Temperaturen in den oberen Schichten des Permafrostsbodens sind seit
1980 um drei Grad gestiegen, die Fläche des saisonal gefrorenen Bodens hat
seit 1900 um sieben Prozent abgenommen, im Frühling sogar um 15 Prozent.
- Die Ozeane sind im globalen Mittel wärmer geworden, bis in Tiefen von 3000
Meter. Diese Erwärmung trägt durch die Ausdehnung des Wassers ebenfalls zum
Anstieg des Meeresspiegels bei.
- Der Meeresspiegel ist seit 1993 durchschnittlich um etwa drei Millimeter
pro Jahr gestiegen, im 20. Jahrhundert um 17 Zentimeter. Mehr als die Hälfte
davon geht auf die thermische Ausdehnung des Ozeans zurück, etwa 25 Prozent
auf das Abschmelzen der Gebirgsgletscher und rund 15 Prozent durch das
Abschmelzen der Eisschilde.
Selbst wenn alle CO2-Emissionen sofort gestoppt würden, stiege die Temperatur
noch um weitere 0,6 Grad, da das Klimasystem nur sehr träge reagiert, heißt es
im IPCC-Bericht. Der Meeresspiegel werde auch dann noch "über viele
Jahrhunderte" steigen. Sollte die Erwärmung aber deutlich über drei Grad bis zum
Jahr 2100 liegen, würde das Festlandeis Grönlands vollständig abschmelzen - mit
wahrscheinlich katastrophalen Folgen für die Küstengebiete der Welt. Das IPCC
hat den Report auf
seiner Website veröffentlicht. Das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut bietet
eine deutschsprachige Zusammenfassung . |
|
Der SPIEGEL hat hier die Ergebnisse nochmals zusammengefasst: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,463865,00.html
Eine duetsche Zusammenfassung des Berichts gibt es von Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut:
Vertrockneter Baum im Outback Australiens: Experten sagen Horror-Klima
voraus.
Land unter auf den deutschen Halligen während der Herbststürme des Jahres
2006: So könnte die Zukunft der großen Urlaubsinseln an Nord- und Ostsee
aussehen.
Smog über Bangkok: Die Menschheit stößt zuviele Treibhausgase aus.
Kohlendioxid ist nicht das einzige darunter, auch Methan und Lachgas treiben den
Klimawandel an.
AP Dürre: Ein Mann läuft in Alcona (Ostspanien) mit seinem Hund über ein
ausgetrocknetes Flussbett. Mit der Veröffentlichung des Uno-Klimaberichts rücken
die Auswirkungen des Klimawandels ins Blickfeld: Überschwemmungen,
Gletscherschmelze, stärkere Stürme, lange Trockenperioden.
New Orleans nach Hurrikan "Katrina" (2005): Klimaforscher haben berechnet,
dass die globale Erwärmung zu stärkeren Wirbelstürmen führen
wird. |